13. Januar 2016

Die afrikanischen Schwestern

Die afrikanischen Schwestern

 

Er sah sie das erste Mal im Kaufhaus, als sie direkt vor ihm, drei Stufen entfernt, auf der Rolltreppe stand, das heißt etwa ein Meter vor ihm und einen halben Meter höher als er. Seine Augen waren fast auf gleicher Höhe wie ihr Hintern und er hatte genau so lange Zeit, diesen Hintern anzustarren, wie eine Rolltreppe brauchte, um die Kundschaft von der Damen- in die Herrenmode zu befördern. Sie war ihm vorher nicht aufgefallen, er hatte auch nicht gemerkt, wie sie die Rolltreppe betreten hatte. Seine Gedanken mussten irgendwo weit weg gewesen sein und seine Blicke waren seinen Gedanken gefolgt. Erst jetzt, als er direkt hinter ihr stand, sah er sie, wenn auch nur von hinten. Er sah ihre dunkelbraunen Beine in schwarzen Netzstrümpfen, schlanke Beine jedoch mit ausgeprägten Waden. Auf der linken Wade ein kleines, aber deutlich sichtbares Loch, besser gesagt, eine Störung der Symmetrie der groben Maschen und an den schmalen Füßen sah er die kleinen Söckchen und die staubigen, abgetretenen Sandalen. Vor allem aber sah er ihren Hintern, einen famosen, wohlgeformten Hintern, dicht vor seiner Nase, besser gesagt vor seinen Augen. Einen Hintern, nicht zu groß und nicht zu klein, gut proportioniert und perfekt gerundet in einem sehr engen, sehr kurzen, hellblauen Jeansrock. Der Rock endete viele Zentimeter über den Knien, was alleine schon bemerkenswert wäre, aber zwei andere Dinge fielen ihm noch besonders auf. Zum einen der Reißverschluss, ein einfaches Modell aus blankem Aluminium, der den oberen Teil des Rocks in zwei symmetrische Hälften teilte. Zum andern ein kleines, aber deutliches rotes Dreieck, das dadurch entstand, dass dieser Reißverschluss oben nicht ganz schloss und so zusammen mit einem schmalen, schwarzen Gürtel aus Plastik dieses Dreieck bildete. Der Gürtel war eigentlich gar nicht erforderlich, denn der Rock hätte wegen des Hinterns und der Hüften, die ihn voll ausfüllten, gar nicht rutschen können. Aber er war nun mal da und ein wichtiger Bestandteil dieses roten Dreiecks auf diesem sagenhaften Hintern, das vor seinen Augen schwebte und seinen Blick magisch anzog und ihn fast noch mehr faszinierte, als die wunderbaren Rundungen. Die Farbe, dachte er, kommt von ihrem Slip oder vielleicht auch von einem Hemdchen, das sie unter der Bluse trug? In den wenigen Sekunden, die er hinter der Frau auf der Rolltreppe stand, nahm ihn der Anblick des kleinen roten Dreiecks so gefangen, dass sein Blick kaum höher wanderte, dass er schon die Bluse gar nicht mehr richtig wahr nahm, weder die Form noch die Farbe, nur die nackten Arme fielen ihm noch auf, dunkelbraun wie die Beine in den Netzstrümpfen. Dann war die Frau oben angekommen und verschwand sofort in der Menschenmenge. Ihr Gesicht hatte er nicht gesehen, es war die ganze Zeit von ihm abgewendet. Mit einem letzten Blick erhaschte er nur noch ihre Haare, halblange, schwarze, glatte Haare.

 

In den paar Sekunden, die sie gemeinsam auf der Rolltreppe verbracht hatten, war der dringende Wunsch in ihm entstanden, diese Frau anzusprechen, sie kennenzulernen, sie einzuladen, zu was auch immer, um mit ihr reden zu können, um sie länger betrachten zu können. Aber nun war es zu spät, nun war sie weg, im Gedränge verschwunden, seinen Blicken entzogen. Er ärgerte sich, dass er sie nicht von vorne gesehen hatte, weder das Gesicht noch den Busen. Er betrachtete gerne schöne Brüste und er war überzeugt, dass diese Frau, die von hinten so attraktiv war, einen solchen Hintern hatte, musste auch von vorne ihre Reize haben. Eine attraktive, gut aussehende, junge, dunkelhäutige Frau, ein Typ, auf dem er stand, dazu sicher auch noch charmant und vielleicht nicht einmal abgeneigt, einen Kaffee mit ihm zu trinken. Trotz der leisen Enttäuschung, weil der die Chance nicht genutzt hatte, ihr nachzugehen oder sie zu suchen oder wenigstens zu warten, bis sie die Treppe wieder hinabfahren würde, reichte das kleine Erlebnis aus, um ihn froh zu stimmen. Er hätte doch warten sollen, dachte er, als er schon längst das Kaufhaus wieder verlassen hatte, aber dann redete er sich ein, dass dies den Aufwand doch nicht wert gewesen wäre. Und so endete ihre erste Begegnung, ohne dass sie sich näher gekommen wären.

 

Doch das Glück meint es gut mit ihm. Durch Zufall trifft er diese Frau ein paar Tage später wieder, diesmal bei Ikea. Er ist gerade damit beschäftigt, einen Hotdog zu essen. Er steht vor einem Fenster in dem großen Eingangsbereich des Möbelladens. Hier zu essen ist eigentlich nicht das, was ihn normalerweise begeistert, seine Ansprüche sind deutlich höher, aber immer wenn er zu Ikea kommt, was selten genug der Fall ist, bestellt er sich einen Hotdog. Die schmecken ihm hier, weil er soviel Zwiebeln und Gurken aufhäufen kann, wie er will und das Ganze noch mit Senf, Ketchup und Mayo bekleckern kann. Er nimmt immer alles und von allem reichlich, um diesem schlaffen Gebilde aus bleichem Teig und rötlichem Wurstersatz wenigstens ein wenig Geschmack zu verleihen. In in dem ohnehin niedrigen Preis, ist sogar noch ein Kaltgetränk inbegriffen. Zwar wäre ihm ein Bier lieber, aber das gibt es hier nicht, und so holt er sich immer die Holunderlimonade, die auch nicht schlecht schmeckt und mit der seinen Pappbecher mindestens dreimal auffüllt. Er steht also an einem dieser hohen, runden Tische und kaut auf dem überladenen Hotdog herum. Er muss aufpassen, dass ihm die Gemüsebeilage nicht herunterfällt und er sich nicht mit dem bunten Aufstrich bekleckert. Kann aber trotzdem aus dem großen Fenster auf den Vorplatz schauen. Er sieht auch den halbvollen Parkplatz, dahinter die Schnellstraße mit ihrem pausenlosen Verkehr, links Teile des Gewerbegebiets, rechts Felder mit Büschen und Bäumen und sogar noch die Autobahn auf einem künstlichen Damm. Er betrachtet die flache, langweilige, fast trostlose Gegend, in die sich kein Schwein verirren würde, wenn es nicht Ikea hier gäbe und den MediaMarkt und so ein Betten- oder Möbel-Dingsda. Er schaut hinaus, weil er nichts Besseres zu tun hat, außer seinen Hotdog zu „genießen“ und sich die Gegend anzuschauen. Auf dem Vorplatz sind nur wenig Leute, doch eine Person fällt ihm sofort auf, eine Frau, die in einiger Entfernung müßig herumsteht, vielleicht auf jemand wartet, sich jedenfalls längere Zeit nicht fortbewegt, den Rücken ihm zugewandt. Sie ist mittelgroß, hat eine ansprechende Figur, dunkle Haut und schulterlange, schwarze Haare und ist einfach gekleidet, ein hellblauer Rock, eine helle Bluse. Einmal dreht sie sich kurz um und er sieht einen Moment lang ihr Gesicht. Es erscheint ihm auffallend hell und, auf die Entfernung gar nicht besonders hübsch, aber sie ist dennoch irgendwie attraktiv. Beim Umdrehen hat sie sogar direkt in seine Richtung geschaut, aber von außen durch die Scheiben konnte sie ihn natürlich nicht sehen und selbst wenn das Fall gewesen wäre, warum hätte sie auf einen älteren Mann aufmerksam werden sollen, der an einem Stehtisch einen Hotdog isst? Warum hätte sie sich ausgerechnet für ihn interessieren sollen? Noch bevor er mit seinem Hotdog fertig ist, geht die Frau weg und verschwindet aus seinem Blickfeld.

 

Hotdogs bei Ikea sind gut und billig, aber auch ziemlich klein, deswegen hat er immer noch Hunger. Bevor er sich an der Theke noch einen holt, muss er auf die Toilette, die Holunderlimo. Als er zurückkommt, hat sich vor dem Tresen eine kurze Schlange gebildet. Es ist Mittagszeit und viele Leute wollen jetzt essen. Direkt vor ihm steht die Frau, die er eben noch draußen gesehen hat. Während er wartet, hat er Zeit, sie genauer zu betrachten und auf einmal kommt ihm die Erleuchtung: ein knapper blauer Rock, ein kleines Dreieck aus Gürtel und wenig geöffnetem Reißverschluss, doch diesmal nicht rot sondern weiß oder cremefarben. Aber diesmal hat sie nicht die auffälligen Netzstrümpfe an, diesmal sind die Beine nackt. Aber er hat dennoch keine Zweifel, sie muss es sein, die Frau von der Rolltreppe. Langsam rückt die Schlange weiter und dann ist sie an der Reihe und bestellt eine Viertel Pizza Margerita. Die Verkäuferin nimmt ein Stück unter der Glasablage, legt es auf einen Pappkarton, steckt es in die Mikrowelle und drückt auf eine Taste. Es piept. „Einsfuffzich.“ Die dunkle Frau zückt ihr Portemonnaie, sucht das Geld, klaubt zusammen, was sie hat, merkt, dass es nicht reicht, durchwühlt ihre Handtasche, eine kleine Tasche aus braunem Leder. Sie sucht und sucht, findet aber keine weiteren Münzen. Die Mikrowelle piept erneut. Die Verkäuferin ist mittlerweile ungeduldig geworden. Sie nimmt die Pizza aus dem Ofen, legt sie auf die Glasfläche. Die Frau sucht immer noch und findet nichts. Die Leute in der Schlange werden ungeduldig. Ein älterer Mann, vermutlich ein Rentner, tönt laut: „Was’n da vorn los? Mach schon, geh weita. Mir han net ewig Zeit.“ Die Frau gibt ihre Suche auf, deutet mit bedauernder Geste auf die Pizza und schüttelt den Kopf. Offensichtlich will sie sie zurückgeben oder gar nicht erst annehmen. Die Verkäuferin ist nun richtig ärgerlich und fängt an, zu schimpfen. „Isch kann die net zurücknähme. Die isch heess und iIsch han die scho angfasst . Gsocks, ausländisches, bleibt doch wo ihr herkimmt.“ Wütemd will sie die Pizza nehmen und in den Müll schmeißen. Da meldet er sich als Retter in der Not. „Was fehlt denn noch?“ Er legt die paar Cent auf den Tresen. Die dunkle Frau dreht sich zu ihm um, schaut ihn dankbar an, murmelt etwas Unverständliches, nimmt das Stück Pizza und geht, aber nicht zu einem der Stehtische. Sie verlässt die Eingangshalle, vermutlich aus Scham, denkt er, als er ihr nachschaut, während er auf seinen zweiten Hotdog wartet. Dann holt er sich die zweite Limonade und stellt sich wieder an denselben Tisch, um erneut aus dem Fenster zu schauen, aber die Frau steht natürlich nicht auf dem Vorplatz. Er ärgert sich, dass er auch diese zweite Chance der Kontaktaufnahme, vergeben hat. Dann denkt er an die bescheuerten Reaktionen der Verkäuferin und des Alten in der Schlange. Aber als er nach einer weiteren Limo gelangweilt nach draußen schlendert, sieht er sie aber doch wieder.

 

Er sieht sie, als er auf dem Weg zu seinem Auto an der Bushaltestelle vorbei kommt, und sie sieht ihn. Sie wartet offensichtlich auf den nächsten Bus und erkennt ihn sofort, denn sie lächelt ihn scheu an. „Thank you for helping. I am so sorry to make problem. “ Er lächelt zurück, wehrt ab. „No problem for me. Self understandig.“ Dann erklärt ihm die junge Frau, dass sie versehentlich die Geldbörse ihrer Schwester eingesteckt habe, als sie morgens aus dem Haus ging, beide seien sich sehr ähnlich, nur dass die der Schwester fast leer war, bis auf ein paar Cent. Auf seine Frage, wie sie denn hierher gekommen sei, ohne Geld, gibt sie zur Antwort, mit dem Bus und fährt fort, dass sie noch nie eine Fahrkarte gekauft habe, weil die zu teuer seien. Sein Englisch ist mäßig und das der Frau hört sich ziemlich seltsam an, er versteht nicht alles, was sie sagt, doch das hindert beide nicht, ziemlich belangloses Zeug zu reden, wobei aber nur er es ist, der Fragen stellt. Woher bist du? Was machst du? Arbeitest du Arbeit. Während sie sich unterhalten, holprig, radebrechend, nichtssagend, hat er endlich die Gelegenheit, sie eingehend, nun auch von vorne, zu betrachten. Ihr Gesicht ist ziemlich hell, das war ihm ja schon aufgefallen, als sie sich vor dem Fenster kurz umgedreht hatte, heller als ihre Arme und Beine, die einen sehr schönen, schokoladebraunen Farbton aufweisen. Es ist hell, weil sie es ziemlich dick mit Schminke bedeckt hat, was man aber nur aus der Nähe deutlich erkennen kann. Vielleicht will sie heller sein, als sie von Natur aus ist, denkt er, so wie der berühmte Michael Jackson, der auch alles unternommen hatte, um heller zu erscheinen. Für manche Schwarze ist das vermutlich ein Schönheitsideal, das sie attraktiver macht, für ihn aber nicht. Er mag dunkle Haut, er findet dunkelhäutige Frauen viel interessanter und attraktiver als ihre bleichen Schwestern. Insbesondere nordische Blondinen kann er nicht ausstehen, er ist sogar der Meinung, dass an den unsäglichen Blondinenwitzen etwas dran ist. Es gibt aber noch einen anderen Grund für die viele Schminke, seine Gedanken kreisen weiter, während sie belangloses Zeug plaudern, vermutlich will sie ihre schlimmen Pickel verdecken. Sie hat ziemlich viele im Gesicht, stellt er kritisch fest. Pickel von der Stirn bis zum Kinn, von der linken zur rechten Wange, nur die breite Nase ist pickelfrei. Aber trotz der Pickel und der hellen Schminke sieht sie gar nicht so schlecht aus. Ihr Mund ist schön, keine wulstigen Lippen, eher schmal für ihren Typ. Sie hat nur etwas zu viel Rot aufgetragen und dieses Rot ist für seinen Geschmack auch noch viel zu intensiv, viel zu grell. Eine leuchtendrote Ellipse in einer zu hellen Kraterlandschaft. Wenn man diesen Mund küssen würde, seine Gedanken eilen in die Zukunft, würde man ganz schön angeschmiert sein, nein, eingeschmiert, nicht angeschmiert. Wenn sie sich überhaupt küssen lässt. Er hat keine Ahnung, ob Küsse bei Afrikanerinnen eher tabu sind, nicht die Wangenküsschen, die sie ständig austauschen, sondern die richtigen, erotischen Küsse, die ausschließlich der sexuellen Stimulation dienen. Das Schönste aber sind ihre Augen, fährt er in seinem inneren Monolog fort, während sich ihr äußerer Dialog um das Wetter und die hohen Preise hierzulande dreht. Ihre Augen sind wirklich sehr schön und sie schauen ihn interessiert und dankbar an, diese großen, schwarzen Augen, die durch die Eyeliner noch ausgeprägter wirken. Dunkle Farbe betont die ohnehin schon üppigen Brauen und das blasse Violett, sowohl auf den Lidern als auch hoch bis zu den Brauen, gibt ihr etwas leicht Verruchtes, das besonders ausgeprägt erscheint, wenn sie die Augen schließt und dadurch die violette Fläche verdoppelt. Ihr Gesicht, so sein Resümee, ist trotz der Pickel, trotz der Schminke, trotz der breiten Nase sehenswert.

 

Doch dann nimmt ihn das zweite bemerkenswerte Objekt an dieser jungen Frau voll in Beschlag. Es ist ihr Busen, der ihm natürlich schon aufgefallen war, als sie vor dem Fenster stand und sich kurz umgedreht hatte und besonders dann, als sie die Pizza kaufen wollte, doch erst jetzt kann er ihn ausgiebig und aus nächster Nähe bewundern. Er kann das so intensiv, weil der Bus auf sich warten lässt. Kein Bus, dafür diesen Busen vor seinen Augen, der bei jedem Atemzug leicht wogt und wenig zittert. Ein Busen, der selbst im halbbedeckten Zustand höchste sehenswert ist, mit einer idealen Größe für eine Frau mit geschätzten ein Meter siebzig und sechzig Kilo. Ein Busen mit schönen Rundungen, auch wenn er vielleicht nur wegen „Triumpf krönt die Figur“ so schön geformt und aufrecht gehalten wird. Seine magische Anziehungskraft wird durch eine helle Bluse mit blauen Blümchen verstärkt. Diese Bluse ist, wie schon der Rock, äußerst knapp geschnitten. Die oberen Knöpfe sind geöffnet und geben ein hinreißendes, ja geradezu atemberaubendes Dekolletee seinen geilen Blicken frei, zwei makellose, braune Hügel, ohne jedes Pickelchen, und dazwischen ein geheimnisvolles Tal, der Zugang zu weiteren noch geheimnisvolleren Regionen ihres aufregenden Körpers. Die unteren Knöpfe der Bluse sind zwar geschlossen, können aber nicht verhindern, dass sich Spalten bilden, durch die man etwas braune Haut und einen BH sieht, ein dunkles Gebilde, das leicht durch den Stoff der Bluse schimmert. Gebannt starrt er auf diese Brüste und stellt sich vor, wie sie wohl aussehen, wenn sie völlig frei und weder von irgendeinem Stoff bedeckt, noch von zu kleinen Körbchen getragen werden. Ob sie dann doch etwas stärker herunterhängen würden, als jetzt, wo sie wirklich perfekt zu sein scheinen? Und die Brustwarzen, wie die wohl sein mögen? Ihm kommen zwei strammstehende Askarisoldaten in zwei kreisrunden Krals in den Sinn? Soldaten, die er mithilfe seiner Finger und Lippen hat strammstehen lassen, die durch seine Liebkosungen groß und fest wurden, zwei höchst erogene Zonen auf diesem herrlichen, braunen Körper. Hier, an der Bushaltestelle, sieht er davon noch nichts, man kann noch nicht einmal ahnen, dass sie da sind, die Soldaten. Vermutlich verhindert ein sehr stabiler BH, dass sie sich unter der Bluse abzeichnen oder sie sind wirklich noch völlig zurückgezogen, noch ganz in ihren Krals. Eigentlich, sinniert er weiter, müsste die Frau ja merken, wie ich sie anstarre, wie ich ihren Wunderbusen anstarre und eigentlich müsste sie das erregen und ihre Brustwarzen müssten sich aufrichten und ein Eigenleben beginnen, so wie sein Glied, das schon vor einiger Zeit begonnen hat, sich zu regen und sich zu erheben und ihm mitteilen will, was er denken soll und wo er hinschauen soll. Vor lauter Glotzen und vor lauter sinnlichen Phantasien hat er aufgehört zu reden. Auch die Frau scheint durch sein Schweigen und sein intensives Starren irritiert zu sein, denn auch sie redet nicht weiter. Beide schweigen eine ganze Weile, dann kommt ihm eine rettende Idee und er fragt, was sie noch vorhabe, an diesem schönen Tag und ob er sie in das Stadtzentrum mitnehmen könne. „Do you want to go to the city centre?“ „Yes, please, city centre, to this big place, you know?“

 

Im Zentrum angekommen, hat er Glück, denn er findet gleich einen freien Parkplatz. Sie steigen aus, und weil er merkt, dass die Frau nichts Bestimmtes vorhat und wohl auch nicht weiß, wo sie hin soll, fragt er sie, ob sie Lust auf einen Kaffee habe. Sie nickt und gemeinsam überqueren sie den großen Marktplatz und betreten einen dieser umfunktionierten Bäckerläden, in denen es café to go und süße Stückchen gibt, ein Stehkaffee in einem Stehcafé, in dem es aber auch ein paar Sitzplätze gibt. Sie bestellt einen großen Milchkaffee und deutet auf eine Schneckennudel. Er hat keinen Hunger, zwei Hotdogs reichen ihm als Mittagessen, aber Kaffee kann er immer vertragen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Sie setzen sich und setzten ihr Gespräch fort. Ihm fällt ein, dass er ihren Namen noch nicht kennt und dass es ganz gut wäre, sich selbst vorzustellen. Ihr Name sei Nancy und sie komme aus Ghana, erfährt er, und dass sie erst seit einem Monat hier in dieser Stadt sei. Sie wohne in einem großen, alten Haus zusammen mit ihren Schwestern. „I have two sisters, you know. We are three, living together.“ Da fällt ihm ein, dass sie ja den Geldbeutel verwechselt hatte an diesem Morgen, dass sie den leeren ihrer Schwester mitgenommen hatte. Er erfährt von Nancy weiter, dass sie hier noch niemanden so richtig kennen würden, dass sie auch keine Arbeit und deswegen kaum Geld hätten, nur das bisschen Unterstützung vom Ausländerarmt und das würde kaum reichen, weil hier alles so teuer sei. Hier sei alles anders als in ihrer Heimat, vieles sei besser, aber manches viel schlechter als daheim. Bei diesen Worten schaut sie verklärt in die Ferne. Er vermutet, dass sie Heimweh hat, ohne dass sie das Wort kennt. Ob sie einen Freund habe, ob sie verheiratet sei und Kinder habe. Sie verneint, schüttelt heftig den Kopf, nein sie sei ledig. Es scheint, dass ihr diese Fragen unangenehm sind, denn ganz unvermittelt sagt sie, dass sie nun gehen müsse. „My sisters are waiting. They are hungry. May I take some cookies with me?“ Er nickt und Nancy lässt sich einige der süßen Stückchen einpacken, während er den Blick nicht von ihr lösen kann, von diesem Busen, diesem Hintern. Sie gefällt ihm, er will sie wiedersehen und deswegen schreibt er seine Handynummer auf den Papieruntersetzer der Kaffeetasse. Als er ihr den Zettel gibt, sagt sie bedauernd, dass sie kein Handy habe. „Too expensiv, you now, no money for mobile“. Ob er sie sich morgen wieder sehen könnten, will er nun wissen, hier, in diesem Café, wieder so gegen zwölf Uhr? Sie nickt. „You will come?“ „Yes, of course!“ „Sure?“ „Yes, sure and thank you once more for helping me. Bye, bye.“

 

Am nächsten Tag ist er schon um halb zwölf in dem Café, Nancy ist noch nicht da. Er wartet, ist aber zuversichtlich, dass sie kommt. Er wartet eine halbe Stunde, seine Zuversicht schwindet. Sie kommt auch in der darauf folgenden halben Stunde nicht und jetzt ist er doch ziemlich enttäuscht. Als er sich schon in sein Schicksal fügen will, er soll wohl mit dieser Frau nicht in Kontakt kommen, schon entschlossen ist, zu gehen, betritt sie das Café, schaut sich um, sieht ihn, kommt direkt auf ihn zu. Ihr Gesicht strahlt, Küsschen links, Küsschen rechts. „I am so sorry to be late“, das reicht als Entschuldigung, keine weitere Erklärung, warum sie so spät dran ist. Dann geht sie zurück zur Tür und zwei weitere Frauen betreten das Café. „These are my sisters“, stellt sie die beiden vor. „This is Mona and this is Betty.“ Die Schwestern kommen nacheinander an seinen Tisch, geben ihm die Hand und auch jeweils ein Küsschen auf die Wangen. Beide haben keinerlei Ähnlichkeit mit Nancy. Mona ist klein und kompakt, trägt ein buntes Wickelkleid und sieht darin sehr pummelig aus, mit großem Busen und sehr breitem Hintern. Ihr Gesicht ist flach und nicht besonders hübsch. Nur die helle Schminke und die Betonung der Augen durch dieselbe violette Farbe erinnern an Nancy. Sie hat keine Pickel im Gesicht, dafür aber einen deutlichen Leberfleck auf der Oberlippe und einen kleinen Ring in einem Nasenflügel. Die vollen Haare sind zu zwei Zöpfen geflochten, die von einem Netz auf dem Kopf gehalten werden, das sieht irgendwie witzig und ziemlich altmodisch aus, findet er. Betty ist augenscheinlich die Jüngste. Ein hochaufgeschossener, schlaksiger Teenager, mit dünnen Armen und sehr schlanken, fast schon dürren Beinen. Die krausen Haare türmen sich, zu einem Knoten gebunden, auf ihrem Kopf. Sie hat im Gesicht weder Pickel noch braucht sie Schminke und ist vermutlich deswegen die dunkelste von den Dreien. Sie trägt enge Jeans und ein weites, rotes T-Shirt mit dem Logo einer Metzgerei. Sie scheint weder einen Busen noch einen nennenswerten Hintern zu besitzen, stellt er auf die Schnelle fest, das was ihr fehlt, ist anscheinend alles bei Mona gelandet. Nancy hat dieselben Sachen an wie am Tag zuvor, dieselben wie bei ihrem ersten Aufeinandertreffen auf der Rolltreppe im Kaufhaus. Enger Rock, enge Bluse mit Ausschnitt, diesmal wieder Netzstrümpfe und Sandalen. Als sie sich umdreht, um an der Theke zu bestellen, sieht er das Loch im Muster der Strümpfe und auch wieder das kleine Dreieck am Rockbund, das diesmal allerdings weder leuchtend rot noch cremeartig weiß, diesmal füllt es ihre braune Haut aus.

 

Die Schwestern trinken reichlich Milchkaffee, dazwischen auch Cola und essen viele süße Teilchen. Sie gestikulieren viel und reden sehr laut und sehr munter daher, meist mit vollem Mund und in einer Sprache, die er nicht versteht. Es scheint sie nicht zu stören, dass er nicht mitreden kann. Ihm kommt es vor, dass sie ihn zeitgleich akzeptieren und ignorieren. Irgendwann erklärt Nancy, dass Betty nur ein paar Brocken Englisch spricht, sie sei in der Schule zu faul gewesen. Dann erzählt sie die Geschichte mit dem verwechselten Portemonnaie und alle drei lachen sehr laut. Er selbst kommt sich jedoch ein wenig überflüssig vor. Das hat aber auch sein Gutes, denn er kann Nancy wieder aus nächster Nähe und mit großem Interesse betrachten. Nancy ist ohne Zweifel die attraktivste der drei Frauen, eine junge, gut aussehende Frau, die manchmal etwas verloren wirkt, aber den nötigen Halt bei ihren Schwestern findet. Er fragt sich allerdings, ob es tatsächlich ihre Schwestern sind, bei dieser fehlenden Ähnlichkeit. Aber in Afrika, so seine plausible Erklärung, sind die Verwandtschaftsverhältnisse vermutlich nicht immer ganz klar. Auf einmal kommt ihm ein anderer Gedanke. Die Rechnung, die er ja bezahlen muss, dürfte ganz schön happig ausfallen, so wie die Drei zuschlagen. Das Treffen hat sich inzwischen zu einer unerwarteten Einladung zum Mittagessen für drei Personen ausgeweitet, eine Einladung, die er nicht geplant hatte. Er wollte sich ja nur mit Nancy auf einen Kaffee treffen, dafür hätten die paar Euro locker gereicht, die er eingesteckt hatte, und seine Geld- und Kreditkarte hatte er dummerweise zu Hause gelassen. Noch während er sich überlegt, ob sein Geld reichen würde oder nicht und ob die hier, so etwas wie Anschreiben überhaupt machen würden, sagt Nancy ziemlich unvermittelt, weil auf den Tellern immer noch ein paar Teilchen liegen: „let‘s go“. Wohin, will er wissen. „I show you my home. Will you pay for breakfast?“ Das ist keine Frage, er nickt und stellt erleichtert fest, dass sein Geld doch noch reicht, während die Teilchen eingepackt werden.

 

Weil er nicht mit dem Auto gekommen ist, er zieht es vor wegen des permanenten Parkplatzmangels, tagsüber mit der Straßenbahn in die Innenstadt zu fahren, und so kann er die drei Schwestern auch nicht in ihre Wohnung bringen. Während sie auf den Bus warten, kauft er mit seinen letzten Münzen Fahrkarten aus dem Automaten. Die Schwestern schauen ihm interessiert zu, sie sind erstaunt, dass das möglich und wollen kaum glauben, das es auch erforderlich ist. Sie haben noch nie bezahlt, gesteht ihm Nancy nun schon zum zweiten Mal. Er versucht ihr klarzumachen, dass sie 60 Euro zahlen müsse, wenn man sie erwische, als Schwarzfahrer, als „black driver“. Sie lacht nur und sagt, das könne sie nicht glauben, doch keine 60 Euro für eine Fahrt. Der Bus bringt sie in einen der Vororte, der als sozialer Brennpunkt gilt. Die Häuser sind ziemlich heruntergekommen, auf der Straße liegt viel Unrat herum, die gelben Säcke quellen über, ihr Inhalt ist oft um sie herum verstreut. Es ist wirklich keine schöne Wohngegend, aber in solch einer Gegend landen wohl Menschen, wie die drei Schwestern. Er fragt sich, wie sie überhaupt nach Deutschland gekommen sind und warum ausgerechnet in diese Stadt. Als er später auf dieses Thema zu sprechen kommt, gibt sie sich sehr wortkarg. Sie will über ihre Vergangenheit nicht reden, sagt sie, „a bad time, you know“. Überhaupt redet sie wenig, jedenfalls mit ihm. Sie erzählt nichts von sich, nichts von ihrer Heimat oder Familie und sie will auch nichts über ihn erfahren, fragt nie etwas, und wenn er etwas erzählt, schaut sie ihn höchst desinteressiert an. Nur wenn die Schwestern in ihrer Muttersprache reden, ist auch Nancy sehr gesprächig und er ist erstaunt, wie anhaltend sie dann reden kann. Sie sind in der Schwarzwaldstraße angekommen, ein viel zu schöner Name für diese Straße, und betreten eines der vierstöckigen Häuser. Sie steigen die Treppe hoch bis in den letzten Stock, dort schließt Nancy eine Wohnungstür auf und sie treten ein. In dem kleinen Flur stehen einige Taschen und Kartons herum, an Wandhaken hängen Kleidungsstücke, neben der Wohnungstür drei weitere Türen. Eine führt in die Wohnküche mit Kochzeile und Sitzecke (eine Eckbank, zwei Stühle, dazwischen ein Tisch mit Resopalplatte). Die zweite führt in das Schlafzimmer, in dem ein sehr breites Bett dominiert (er wird später erfahren, dass die Drei tatsächlich zusammen in diesem Bett schlafen), dazu ein kleiner Nachttisch, zwei Hocker und ein Wandschrank mit großem Spiegel auf der Tür, sowie eine Fenstertür für den winzigen Balkon. Dann ist da noch ein Bad mit Waschbecken, Klo und Dusche. Quer durch den Raum sind Wäscheleinen gespannt, sie hängen voller Wäsche. Als er sich später waschen will und pinkeln muss, kommt er nur gebückt bis zur Kloschüssel und muss sich zum Verrichten hinsetzen, was er sonst nie macht, will er seinen Kopf nicht zwischen Höschen, Hemdchen und BHs verrenken.

 

Die Vier nehmen in der Sitzecke Platz, aber das muntere Gespräch aus dem Café wird nicht fortgesetzt. Die drei Schwestern sind auf einmal verstummt, starren nur vor sich hin. Seine Versuche, es in Gang zu setzen, werden ignoriert und er fragt sich schließlich, warum er überhaupt mitgekommen ist und was er hier soll. Das Schweigen schien aber einen Grund gehabt zu haben, denn wieder geschieht etwas ziemlich Unerwartetes. Nancy beginnt plötzlich auf ihre Schwestern einzureden, teilt ihnen etwas mit, was die anscheinend nicht hören mögen. Sie schauen missmutig drein und widersprechen, aber Nancys Stimme klingt laut und bestimmend. Schließlich stehen Mona und Betty auf und verlassen wort- und grußlos das Zimmer und auch die Wohnung, denn er hört, wie die Wohnungstür ins Schloss fällt. Nancy ist wie umgewandelt. Sie strahlt ihn an, hat wohl erreicht, was ihr wichtig war und er hört sie zu seinem Erstaunen sagen: „Now we alone. We can make sex. Come on“. Sie steht auch schon auf, nimmt seine Hand und zerrt ihn geradezu in das Schlafzimmer. Er ist perplex, wehrt sich aber nicht, meint nur, dass sie ja wohl Geld erwarte, Geld für Sex, aber er habe keines dabei, er habe alles, was er mitgenommen hatte, im Café gelassen. Sie lacht, das sei kein Problem. Sie lasse sich nicht bezahlen, aber wenn er ihr ein Geschenk machen wolle, würde sie es annahmen. Das Geschenk könne er auch morgen bringen oder übermorgen. Er würde wiederkommen, da sei sie sich sicher. „I will give you a lot of love, much joy. You will like it, I am sure and therefore you will come again.“

 

Sie hatte nicht zu viel versprochen, denn das, was nun in dem Schlafzimmer und auf dem großen Bett ablief, war gut, sehr gut. Aber der Reihe nach. Nancy hielt von allmählichem Herantasten, von langsamer Annäherung an den späteren Höhepunkt, von ausgiebigem Vorspiel offensichtlich nicht viel. Sie hatte sofort begonnen sich auszuziehen, hatte die enge Bluse aufgeknöpft und abgelegt, hatte den Aluminiumreißverschluss des strammen Rocks geöffnet und diesen abgestreift und dann auch gleich die Strumpfhose mit dem Netzmuster. Nun stand sie fast nackt vor ihm, sie hatte nur noch einen schwarzen BH an, kein Höschen, keinen Slip, keinen Tanga. Er würde später mitbekommen, dass sie manchmal ohne Unterwäsche herumlief, dann hatte sie nur den kurzen Rock an. Sie behauptete, als er sie darauf ansprach, dass dies ein Nervenkitzel sei, weil sie aufpassen müsse, dass niemand das Fehlen der Unterwäsche bemerke und das würde sie erregen. Manchmal würde sie auch keinen BH anhaben, dann würde sie den ganzen Tag nur mit Rock und Hose herumlaufen, auch in der Stadt. Meistens trüge sie aber einen Slip, dessen hellrote Farbe er ja schon in dem kleinen Dreieck auf ihrem Hintern gesehen hatte. Sie fand die kleine Geschichte mit dem Dreieck sehr lustig, als er sie ihr eines Tages erzählt hatte. Sie schien knappe Kleidung zu mögen. Auch der BH war ziemlich eng, die Körbchen drückten ihre Brüste in die Höhe, zwei perfekte Rundungen, zwei symmetrische braune Halbkugeln. Etwas störend war nur die Tatsache, dass der BH einen ziemlich verschlissenen Eindruck machte, einer der dünnen Träger war mit einem Knoten repariert worden. Das schien ihr etwas peinlich zu sein, denn sie streifte sogleich die Träger über die Oberarme, öffnete den Verschluss auf dem Rücken und gab den schönen Zwillingen mit ihrer Entnahme aus den Körbchen wieder etwas mehr Freiheit. Ihr Busen war auch ohne Stützen gut geformt und nun sah er auch ihre Brustwarzen, die dunkelbraun, aber noch ziemlich flach, in ihren runden Höfen ruhten. Es blieb ihm nicht viel Zeit, diese Objekte seiner Sehnsucht anzustarren oder gar anzufassen. Wie oft hatte er sich, seit er ihren Ausschnitt am Bus Stopp von Ikea zum ersten Mal bewundern konnte, gewünscht, diese Brüste zu streicheln und zu drücken, sie in seinen Händen zu wiegen und an den Nippeln zu lutschen, wie oft hatte er sich das vorgestellt und nun, da er es machen konnte, blieb ihm kaum Zeit. Es blieb ihm auch kaum Zeit ihren Hintern zu bewundern oder zu betasten, ein weiteres Glanzstück ihres Körpers, das ihm ja als Erstes an ihr aufgefallen war, auf der Kaufhausrolltreppe, als das rote Dreieck dicht vor seinen Augen schwebte, denn gleich nachdem sie den BH achtlos auf den Boden geworfen hatte, hin zu den anderen Kleidungsstücken, wollte sich auf das Bett legen. Er hielt sie zurück und bat sie um etwas mehr Geduld. Ein paar kurze Minuten gestand sie ihm zu, sie anzuschauen, sich an dem Anblick ihres tadellosen, nackten Körpers zu ergötzen, sogar sie ein wenig zu befummeln und an sich zu drücken. Sie selbst blieb dabei ziemlich steif, entzog sich ihm bald und legte sich auf das Bett. Dann forderte sie ihn mit einem neuerlichen „come on“ auf, sich endlich auszuziehen und zu ihr zu kommen. Als sie nebeneinanderlagen, drückte sie sich zum ersten Mal an ihn, drückte ihren festen Leib an seinen und streichelte ihn ein wenig oberflächlich und alles andere als gezielt, und scheinbar ganz ohne die Absicht, ihn weiter zu erregen. Er umarmte sie, aber als er versuchte sie auf den Mund zu küssen, wehrte sie ab. „No kisses on mouth. Mouth only for boy friend. You kiss my pussy, please“.

 

Damit war die Vorarbeit offensichtlich beendet. Nancy drehte sich auf den Rücken und spreizte ihre Beine, für ihn das Zeichen, er solle kommen und sie besteigen. Aber er wollte nicht zu schnell zum Ziel kommen, außerdem war er auch noch nicht so weit, alles war viel zu überraschend gekommen, als dass er sich darauf hätte einstellen können. Deshalb fragte er sie, wie es mit ihren Titten sei, ob er die küssen dürfe. Dagegen hatte sie nichts und so saugte er und leckte, bis sich die Brustwarzen weiter aufrichteten und dann sogar richtig hart wurden. Aber trotz dieses Erfolgs und dem deutlichen Signal ihres Körpers, sie zu besteigen, hatte er das Gefühl, dass alles, was er bisher gemacht hatte, Nancy weder Spaß gemacht noch sie erregt hatte, dass sie immer noch ziemlich war und die ganze Sache, den ganzen Akt, möglichst rasch hinter sich bringen wollte, so wie eine Nutte darauf bedacht ist, nicht viel Zeit zu verlieren. Er würde später erfahren, dass sie sich immer so verhielt, dass ihr alle Vorspiele nicht viel bedeuteten und sie immer rasch anstrebte, den Höhepunkt so schnell wie möglich zu erreichen. Nachdem er also merkte, dass er hier oben nicht mehr tun konnte, zog er sich von den Hügeln der Lust und den aufrecht stehenden Frontsoldaten zurück und rutschte weiter nach unten, bis sein Kopf zwischen ihren Schenkel lag. Dann begann er, diesmal ungefragt, sie an ihren intimsten Stellen zu lecken, an ihren ausgeprägten Schamlippen zu saugen, ihre kleine Klitoris zu umspielen und mit seiner Zunge in ihre Scheide einzudringen. Der ganze Lustgarten, den er beackerte, war noch ziemlich trocken und blieb es auch, trotz seiner Bemühungen und die Pforte zum Paradies öffnete sich nur zaghaft. Trotzdem hatte er den Eindruck, dass es Nancy gefiel, denn nun stöhnte sie laut und begann ihren Hintern rhythmisch zu heben und zu senken. Mit diesen Reaktionen und Bewegungen ermunterte sie ihn und trieb ihn voran und seine Erregung, die wegen des unerwarteten Angebots auf der Sitzecke, erst spät eingesetzt hatte, verstärkte sich nun deutlich und sein Schwanz wurde endlich groß und fest, auch ohne dass sie ihn befummelt oder gar an ihm gesaugt hätte. Auch das würde sich bei seinen späteren Besuchen bestätigen. Sie selbst wollte nicht viel tun, aber viel empfangen. Aber nun war er soweit, die Wollust hatte ihn gepackt, das Verlangen, in sie einzudringen, wurde immer mächtiger. Er merkte, dass er sich nicht mehr lange zurückhalten könnte, und war deshalb ganz froh, als Nancy mehr befahl als fragte: „you fuck me now.“ Er hätte sich wirklich nicht viel länger beherrschen können. Nancy öffnete die Schublade des Nachttischs, entnahm ein Kondom und streifte es ihm über. Dann suchte sie noch nach einer Tube mit Gleitcreme, und als sie mit deren Hilfe feucht genug war, kniete sie sich auf das Bett und bedeutete ihm, er solle sich auch hinknien und von hinten in sie eindringen. Sie half mit ihren Händen, dass sein Schwanz den richtigen Weg in den richtigen Eingang fand, Später würde er wissen, dass dies ihre Lieblingsstellung war und sie immer darauf bestand, es so und nur so zu tun. Er drang in sie ein, merkte den Widerstand, der ihn weiter erregte, und begann erst langsam, aber dann immer schneller, seine Lenden zu bewegen und seine Penis in sie hineinzustoßen. Ihr Hintern und ihre Hüften bewegten sich in dem Takt, den er vorgab. Auf einmal stellte er fest, dass er in dem Spiegel auf der Schranktür ihre Kopulation beobachten konnte. Er sah, wie ihre Brüste, die nun doch nach unten hingen, hin und her schwankten und deutlich bebten. Dieser Anblick erregte ihn noch einmal ganz deutlich und als er merkte, dass der Orgasmus gleich da war und die Ejakulation kurz bevorstand, beugte er seinen Oberkörper über ihren Rücken, packte diese herrlichen, schwankenden Brüste mit beiden Händen, drückte sie, presste sie und rieb die steilen Brustwarzen. Nancy stöhnte noch lauter und er war sich sicher, dass sie ihm nichts vormachte. Ihre Hände stützten nun nicht mehr ihren Körper, sie hatte sich so weit vorgebeugt, dass Kopf und die Schultern diese Aufgabe übernahmen. Sie hielten stattdessen seine Hinterbacken umfasst und drückten diese genauso intensiv, wie er ihre Brüste bearbeitete. Es war ein herrlicher, ein wunderbarer Moment, den er liebend gerne weiter hinausgezögert hätte, ein Moment, der nicht enden sollte. Dann war der Orgasmus wirklich da und packte ihn und er kam und entleerte sich und eine tiefe Welle des Glücks durchflutete seinen Körper, der immer noch bebte und zuckte. Seine Sinneswahrnehmung war für einige Momente deutlich getrübt, aber er meinte, dass auch Nancy von einem Orgasmus geschüttelt wurde, so sehr korrespondierten ihre Bewegungen, so intensiv waren ihre kleinen Schreie geworden.

 

Der wunderbare Moment endete natürlich, nachdem er den Höhepunkt überschritten hatte, sein Körper sich wieder entspannte und sein Glied langsam erschlaffte. Auch Nancy hatte sich beruhigt und war, von jetzt auf nachher, völlig cool und er zweifelte nun doch, ob ihr Orgasmus echt oder nur gespielt war. Das war ihm letztlich egal, bei den Frauen, mit denen er es tun hatte, war er sich nie sicher. Seit seiner Scheidung hatte er nur noch bezahlten Sex, und das Stöhnen, das Sicherregen war ein Teil des Service, ein Teil der Show, die eine gute, anspruchsvolle Nutte zu bieten hatte, wollte sie ihre Stammkunden behalten. Sofort, nachdem sie sich voneinander gelöst hatten, stand Nancy auf und ging ins Bad. Als sie zurückkam, zog sie sich rasch an und fragte: „Did you like it? Good job, wasn‘t it!“. Er stimmte ihr zu, stand nun auch auf und wollte sie zum Abschluss noch ein wenig streicheln, noch ein bisschen knutschen, noch einmal diesen Busen und diesen Hintern anfassen, aber sie entzog sich ihm mit der Bemerkung: „my sisters are waiting“. Während er sich anzog, öffnete sie die Wohnungstür und rief etwas in den Flur. Kurz darauf waren die Schwestern wieder in der Wohnung und taten, als wäre nichts geschehen. Nancy meinte bedauernd, sie würde ihn gerne zum Mittagessen einladen, aber sie hätten ja schon ausgiebig gegessen und außerdem sei sie auf seinen Besuch nicht eingestellt und habe nichts Passendes vorrätig. Wenn er morgen wiederkäme, um dieselbe Zeit, wenn es ihm recht sei, würde sie ihm etwas Schönes kochen, etwas Afrikanisches. Sie erklärte ihren Schwestern, besonders Betty, die ja kein Englisch sprach, was sie vorhatte und beide nickten und strahlten nun auch. Alle drei verabschiedeten sich herzlich von ihm, mit Küsschen links und Küsschen rechts und so verließ er beschwingt die Wohnung, stieg die Treppe hinab, ging frohgelaunt und vor sich hin pfeifend durch die verdreckte Schwarzwaldstraße bis zur Bushaltestelle, musste keine zwei Minuten warten bis der Bus kam, stieg ein und fuhr in die Stadt, vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben ohne Fahrkarte. Aber das Glück blieb ihm an diesem Tag treu, er wurde nicht kontrolliert.

 

Er kam, wie versprochen, pünktlich am nächsten Tag und wieder wurden die Schwestern schon nach ein paar Minuten gemeinsamer Plauderei hinausgeschickt. Sie gingen diesmal ohne zu Murren, im Gegenteil, sie strahlten ihn an und er führte den Sinneswandel darauf zurück, dass Nancy ihnen klar gemacht hatte, dass er Geld mitbringen würde, Geld das sie gut gebrauchen konnten und das auch die Geldbörsen von Mona und Betty wieder ein wenig füllen würde. Wenn das kein Grund zum Strahlen war. Das Geld, 50 Euro für jeden Liebesakt, also diesmal zwei Scheine, gab er übrigens Nancy nicht direkt in die Hand und steckte es auch nicht in ihren BH, wie man es manchmal in Filmen sieht. Sie war ja nach eigenen Worten keine Nutte und es war kein Hurenlohn, den sie bekam, sondern ein freiwilliges Geschenk. Er legte das Geschenk auf den Nachttisch und so würde er es immer tun, er würde immer 50 Euro nach dem Liebesakt auf dem Nachttisch deponierte. Nur wenn sie Extrageld braucht, für irgendeine Anschaffung, wenn es nicht um das Geschenk für ihre Liebe oder ihre Arbeit ging, gab er es ihr direkt in die Hand. Sie hatten natürlich wieder Sex, sehr angenehmen Sex, ein wenig variiert im Vergleich zum Vortag, aber im Prinzip sehr ähnlich und auch wieder ebenso schnell. Schon nach einer knappen halben Stunde durften die Schwestern wieder in die Wohnung. Dann fing Nancy wie versprochen an, zu kochen. Es gab einen undefinierbaren Brei, vielleicht Mais, vielleicht Gries oder Hirse, dazu eine rote, sehr scharfe Soße und ein Gemüse, das möglicherweise Okra war, aber kein Fleisch. Sie würden selten Fleisch essen, erklärte Nancy ungefragt, Fleisch sei in ihrer Heimat sehr teuer und außerdem ungesund, nur an Festtagen gäbe es Fleisch und so würden sie es auch hier halten. Zu trinken gab es in dem Drei-Madel-Haus nur Leitungswasser. Er würde noch erfahren, dass die Drei keinen Alkohol, in welcher Form auch immer tranken, und weder rauchten, noch Drogen konsumierten. Das alles geschehe aus religiösen Gründen, erzählte ihm Nancy, als sie einmal auf das Thema zu sprechen kamen. Sie seien sehr gläubig, alle drei, Mitglieder einer strengen, evangelikalen Sekte. Gott sähe alles, also dürften sie auch nicht heimlich gegen die Regeln verstoßen. Auf seine Nachfrage, ob denn nicht auch Sex verboten sei, verneinte sie lebhaft und zitierte zu seinem Erstaunen die Bibel: „be fruitful and multiply and fill the earth and subdue it.“ Sex sei eine natürliche Sache und notwendig für die Gesellschaft und für die Gesundheit und in ihrer Kultur absolut normal, dort seien die Leute nicht so „uptight“ wie hier.

 

Seine Besuche wiederholten sich. Er kam nicht täglich, in der Regel zweimal die Woche, selten dreimal, immer zur selben Zeit, immer um die Mittagszeit, niemals am Nachmittag oder abends oder gar nachts und auch nie am Wochenende. Alle Einladungen an Nancy, zusammen auszugehen, auch zusammen mit ihren Schwestern, wenn es denn sein müsse, lehnte sie beharrlich ab, schließlich gab er es auf, sie umstimmen zu wollen. Sie wollte eigentlich nur zwei Dinge von ihm, wenn man von dem gemeinsamen Essen einmal absieht. Sie wollte immer das eine, immer sofort und ohne Umwege und so kamen sie denn auch sehr rasch zu dem eigentlichen Anlass seines Besuchs. Ihr Zusammensein lief quasi immer nach demselben Schema ab. Nicht dass er jedes Mal diesen Superorgasmus wie beim ersten Mal hatte, manchmal musste sich Nancy arg bemühen und mit intensiver Handarbeit ihn zu seinem Glück zwingen. Manchmal war selbst das vergebens, aber er war nun mal nicht mehr der Jüngste und froh, dass die Liebesspiele überhaupt noch so gut klappten. Und auch Nancy verhielt sich nicht immer gleich. Manchmal war sie richtig wild und euphorisch, aber oft schien es ihm, dass sie nur ihre Arbeit erledigte. Er nahm jedoch das Resultat ihrer Aktivitäten genau so hin, wie seine Disposition und auch Nancy beklagte sich nie, selbst wenn sie sich einmal länger mit ihm beschäftigen musste als üblich. Auch für das afrikanische Essen, das für ihn so problematisch war, fand sich eine Lösung. Die ersten Male hatte Nancy gekocht, immer ein ähnliches Zeug, das ihm zu langweilig oder zu scharf, jedenfalls meist ungenießbar erschien. Doch dann kam ihm eine Idee und er schlug vor, dass Betty, die ohnehin im Flur oder draußen warten musste, in den Supermärkten und Fast-food-Läden der Umgebung Essen kaufen sollte, Döner, Pizza, Pommes, Spagetti, Sandwiches, alles, was es so gab, was man problemlos zubereiten konnte. Für ihn sollte sie auch mal eine Bratwurst oder einen Fleischkäse mitbringen und eine Flasche Bier, während die Schwestern mit einer großen Flasche Cola glücklich waren. Er gab Betty 30 Euro und sagte ihr, sie solle ungefähr 20 Euro für das Essen und die Getränke ausgeben, den Rest könne sie behalten, als Lohn für ihre Arbeit. Betty war begeistert, vermutlich verdiente sie zum ersten Mal in ihrem Leben eigenes Geld. Sie übernahm diese Aufgabe nicht nur gern, sondern bewies auch ein gutes Gespür für die Einkäufe, denn es gelang ihr, das Essen abwechslungsreich zu gestalten und sie überzog auch nie ihr Budget und wollte mehr haben. Die gemeinsamen Mahlzeiten wurden von allen geschätzt und zogen sich eine ganze Weile hin, aber spätestens anderthalb Stunden nach seinem Kommen verließ er die Schwestern wieder. Er war eigentlich immer zufrieden und glücklich und nahm den Eindruck mit, dass auch sie auf ihre Kosten gekommen waren.

 

Während Betty einkaufen ging, hätte Mona alleine außerhalb der Wohnung warten sollen. Das wollte sie aber nicht, sich weigerte sich, hinauszugehen, während er sich mit Nancy im Bett vergnügte. Es musste wohl zu einem Disput zwischen den Schwestern gekommen sein, denn bei seinem nächsten Besuch machte Nancy einen Vorschlag, der ihn erneut in Erstaunen versetzte. Er solle es doch einmal mit ihrer Schwester versuchen, mit Mona schlafen, statt mit ihr, aber nur mit Mona. Wenn er es wagen würde, Betty anzufassen, würde sie ihm die Eier abschneiden, das schwöre sie. Betty sei noch Jungfrau und solle es bleiben, bis sie einen guten Mann für das ganze Leben fände. Aber bei Mona sei es anders, die sei keine Jungfrau mehr und deshalb könne sie durchaus etwas zu ihrem gemeinsamen Lebensunterhalt beitragen und nicht ihr, Nancy, die ganze Arbeit überlassen. Er horchte auf, als Nancy das sagte. Nicht nur, dass sie ihm ihre eigene Schwester anbot und deswegen wohl nichts dagegen hatte, dass er es mit Mona trieb, es vielmehr ausdrücklich wollte, sondern als sie von „der ganzen Arbeit“ sprach. Er vermutete, dass die drei Schwestern in erster Linie von seinem Geld lebten, das ja einigermaßen regelmäßig floss. Er war sich allerdings nicht sicher, ob sie nicht auch noch andere Männer empfingen. Warum dieser exakte Zeitplan? Warum die Weigerung, wenigstens manchmal zusammen auszugehen? Von irgendeiner anderen Art von Arbeit, dem sie nachgingen, hatte er nie gehört und auch nie etwas bemerkt, was darauf hindeuten würde. Andererseits waren sie immer knapp bei Kasse, und wenn ihr Geschäft blühen würde, müsste er manchmal etwas mehr Wohlstand sehen, dachte er. Doch als er Nancy fragte, wie es mit anderen Männern stehe, reagierte sie höchst empört. Er sei der einzige Mann, der in ihrem Leben eine Rolle spiele, zwar nicht ihr „boy friend“, aber ihr „temporary lover“ und er sei sehr wichtig für sie und er sei der Einzige, sonst sei keiner da, auch nicht für ihre Schwestern. Ob es sie denn nicht störe, wenn er mit Mona schlafen würde, wollte er noch wissen. Sie sah ihn erstaunt und ein wenig verunsichert an, als ob ihr dieser Gedanke noch nie gekommen wäre, und fragte nur, „why should it.“

 

Er konnte nicht behaupten, dass er von Nancys Vorschlag besonders angetan gewesen wäre oder ihm gar freudig zugestimmt hätte. Abgesehen davon, dass er Mona als ziemlich langweilig empfand, man konnte einfach nicht mit ihr reden, sie hatte keine Phantasie und es gab nichts, was sie auch nur annähernd verband. Sie war in seinen Augen auch als Frau alles andere als attraktiv. Ihre Figur gefiel ihm überhaupt nicht. Sie war klein, deutlich kleiner als Nancy, feist und pummelig und auf jeden Fall zu klein für ihn. An manchen Stellen war sie geradezu fett. Ihre Brüste waren mächtig, jedenfalls das, was er unter dem ewigen Wickelkleid ahnen konnte und ihr Hinterteil war gewaltig, das war ganz offensichtlich. Ihr Gesicht war noch das hübscheste an ihr. Wenn sie zusammen waren, saß sie meistens nur träge herum und machte rein gar nichts. Die Zubereitung des Essens war Bettys Aufgabe, das Einkommen zu verdienen, Nancys. Mona war für ihn also alles andere als anziehend und er hatte auch noch nie bemerkt, dass sie sich für ihn, für ihn als Mann in irgend einer Weise interessiert hätte, es gab keine interessierten Blicke, keine Bemerkungen, die ihn hellhörig gemacht hätten, kein unbestimmtes Gefühl, das sich vielleicht übertragen hätte. Er glaubte, dass er für Mona nur als „boy friend“ ihrer Schwester und als Einkommensquelle interessant war. Er zögerte seine Zustimmung hinaus, aber Nancy ließ nicht locker und so willigte er schließlich ein, es wenigstens einmal mit Mona zu versuchen. Mona schien das anders zu sehen, denn für das nächste Treffen hatte sich seine neue Braut richtig fein gemacht. Ein neues, farbenfrohes Wickelkleid umhüllte ihren Leib, ihre Frisur war richtig chic, die seltsamen Zöpfe hatte sie nur am ersten Tag getragen, aber sie hatte viel zu viel Kosmetik aufgetragen und der aufdringliche Geruch eines süßlichen Parfüms umwehte sie penetrant. Nancy benutzte zwar immer die Schminke gegen ihre Pickel, aber sie verwendete nie ein Parfüm, nicht einmal ein Deodorant. Das schätzte er sehr, denn er mochte ihren Körpergeruch, er liebte es, an ihr zu schnüffeln und ihren Eigengeruch auf sich einwirken zu lassen, der ihn stimulierte und erregte. Außerdem konnte er es nicht leiden, noch stundenlang einen Parfümgeruch an sich zu haben, wenn er eine Frau aufgesucht hatte.

 

Mona war an diesem Tag nicht nur äußerlich, sondern auch in ihrer Einstellung wie umgewandelt. Sie empfing ihn sehr freundlich und es bedurfte von seiner Seite keiner Überredung, keinerlei Anstrengung, mit ihr in das Schlafzimmer zu gehen. Der Rollenwechsel war für Mona wohl völlig selbstverständlich, während er sich trotz ihrer Verwandlung nun mal in sein Schicksal fügte. Doch zu seiner großen Überraschung war das, was ihn dort erwartete, ganz gut. Es war mehr als gut, denn der Sex mit Mona bot ihm einige Überraschungen und war auch ganz anders, als der mit Nancy. Es fing damit an, dass sich Mona mit viel Raffinesse auszog. Während Nancy im Nu nackt auf dem Bett lag und ungeduldig auf ihn wartete, wickelte sich Mona höchst elegant aus ihrem Wickelkleid. Dies erfolgte unter diversen Verrenkungen ihres Körpers, wurde von obszönen Bewegungen begleitet, mit tänzelnden Schritten unterstützt und dazu summte sie eine fremdartige Melodie. Sie hob zum Beispiel mehrfach ihre vollen Brüste und drückte sie an ihn, fasste sich ungeniert in den Schritt und rieb auf ihrem Höschen herum oder bückte sich und streckte ihm ihren Hintern, diesen mächtigen Hintern, provozierend entgegen, indem sie heftig mit ihm wackelte. Nachdem sie das Kleid endlich ausgezogen hatte, legte sie es sorgfältig zusammen und deponierte es auf einem der Hocker. Nancy warf ihre Kleidung immer achtlos auf den Boden oder auf das Bett. Als Nächstes schnallte Mona ihren großen, rosafarbenen BH ab. Wie befürchtet, sackten ihre großen, schweren Brüste nach unten, als sie ihrer Stütze beraubt waren. Es waren nur noch zwei hängende, braune Säcke mit großen, noch dunkleren, aber steil aufgerichteten Brustwarzen in großen, ebenfalls dunklen Höfen, die mit zahlreichen kleinen Erhebungen gepflastert waren.

 

Mona war nun fast nackt, behielt aber ihr rosa Höschen noch an, das, wegen ihres deutlichen Bauchs, ihrer feisten Schenkel und dem mächtigen Hinterteil, also angesichts ihrer erstaunlichen Fleischesfülle, ganz winzig aussah, ein Hauch von Nichts. Er hatte ihren gekonnten Striptease fasziniert verfolgt und vor lauter Glotzen noch gar nicht begonnen, sich selbst auszuziehen. Das wiederum animierte Mona, jetzt an ihm herumzufummeln und ihn nach und nach zu entkleiden, so wie man ein Kind auszieht, das ins Bett soll. Auch seine Kleidungsstücke legte sie ordentlich auf den Hocker. Sie entkleidete ihn mit derselben Inbrunst, die sie schon beim Striptease gezeigt hatte und versah ihn mit vielen Streicheleinheiten an allen möglichen Teilen seines Körpers, presste ihren Leib nachdrücklich an den seinen, hob ihre Brüste wieder und wieder mit den Händen hoch und drückte sie an ihn und animierte ihn, sie auch anzufassen und zu wiegen und zu erfahren, wie schwer sie waren. Als auch er endlich nackt war, begann noch etwas Erstaunliches. Sie setzte sich auf das Bett, zog ihn neben sich und begann ihn dann zu küssen, freiwillig, unaufgefordert und voller Gier. Sie küsste gut, verdammt gut, das musste er ihr lassen, das war wirklich das Beste, was sie zu bieten hatte. Sie umschlang seinen Kopf mit ihren festen, fleischigen Armen, drückte ihren mächtigen Busen an seine Brust und begann dann, an seinen Lippen zu saugen, drang mit ihrer Zunge in seinen Mund, wühlte in diesem herum, saugte so vehement an seiner Zunge, dass es richtig wehr tat. Dabei stöhnte sie, so gut man mit vollem Mund stöhnen kann. Auch er hielt sie in seinen Armen und versuchte, so gut es ging, ihre Küsse zu erwidern, aber ihm fehlte die Phantasie, die Mona in reichlichem Maße besaß. Nach dieser lang andauernden ersten Kussphase legten sich beide hin und sie umschlang ihn nun nicht nur mit ihren Armen, sondern auch mit ihren strammen Beinen, dabei fuhr sie fort, ihn gekonnt und ungestüm zu küssen und wackelte zugleich mit ihrem Hintern und rieb ihre Brüste rhythmisch an seinem Oberkörper. Er legte seine Hände abwechselnd auf ihr vieles Fleisch und fühlte so ihre Vibrationen und Zuckungen. Es kam ihm vor, als übertrüge sich die Aktivität ihrer Zunge, synchron auf ihre Arschbacken und ihre Brüste. Die ganze Frau war ein einziges Zucken und Wackeln, ein Vibrieren und Beben und stieß dazu noch erstickte, wollüstige Laute aus.

 

Das Küssen und Knutschen nahm schier kein Ende, aber irgendwann hörte Mona dann doch auf und drehte sich behände um, sodass ihr Kopf jetzt über seinem Unterleib schwebte. Sie nahm seinen Schwanz, der immer noch nicht von einem Kondom verhüllt war, in ihren Mund und fing an zu lutschen und zu saugen, zu ziehen und zu blasen. Sie tat das, was ihre Schwester noch nie mit ihm gemacht hatte und sie tat es voller Wonne und Ausdauer und auch diese Tätigkeit war mit laut schmatzenden Geräuschen und unterdrücktem Stöhnen verbunden. Allmählich merkte nun auch er den Erfolg ihrer Bemühungen. Er fühlte, dass er mächtig unter Spannung stand und dass sich ein Orgasmus ankündigte, das Ziehen und Sehnen wurde immer stärker und auch das Beben, das immer wieder durch seinen Körper ging. Er sagte Mona, er wolle jetzt lieber zur Sache kommen, er würde es sonst nicht mehr lange aushalten. Obwohl sie vermutlich noch lange weitergemacht hätte, sie schien wirklich unersättlich zu sein, hörte sie sofort auf, seinen Schwanz weiter zu bearbeiten, streifte nun auch ihren rosa Slip ab, legte sich auf den Rücken und spreizte weit ihre Beine. „Lick me“, forderte sie ihn auf. Aber er hatte nun nicht mehr viel Zeit und er verspürte auch keine Lust in die unbekannten Tiefen ihres Geschlechts einzutauchen, schüttelte den Kopf und legte sich stattdessen in Missionarsstellung auf Mona und sein Schwanz versank sofort in ihrer ausladenden, feuchten Möse. Er merkte kaum, dass er in sie eindrang, alles war glitschig und weich und schwabbelig. Mona war auch hier der totale Gegensatz zu Nancy, bei der er fast mit Gewalt eindringen musste und die Enge ihrer Scheide deutlich spürte, was für ihn aber eine willkommene Stimulanz war. Mona bewegte sich heftig, arbeitete mit Hüften und Po, ihre Brüste bebten, ihre Arme umschlangen seinen Oberkörper, ihre Hände krallten sich in seinen Rücken. Er lag auf einer weichen, wackelnden Fleischmasse, wurde aber sicher festgehalten und so ritten sie im Galopp über die Prärie und erreichten schon bald ihr Ziel. Er, atemlos keuchend und puterrot, Mona zitternd und bebend. Ihre Finger krallten sich noch fester in seinen Rücken, ihre Beine stampften auf die Matratze und ihr Mund, jetzt befreit von störenden Dingen, stieß noch lauter, noch schneller, noch unartikulierter kleine Schreie aus. Wenn das kein echter Orgasmus war, dachte er, nachdem er sich schließlich wieder von ihr gelöst hatte, von ihrem Körper gerollt war und sich neben sie hingestreckt hatte, dann war sie auf jeden Fall eine sehr gute Schauspielerin. Sie blieb, im Gegensatz zu ihrer schnellen Schwester, noch eine ganze Weile im Bett liegen, drückte sich wieder an ihn, gab ihm viele kleine Küsse und massierte ganz sanft seinen erschlafften Schwanz, als wolle sie ihn zu neuer Größe erwecken und das Spiel noch einmal beginnen.

 

Aber er konnte nicht mehr. Für ihn galt: „rien ne va plus“. Er hätte auch nicht mehr gekonnt, wenn Nancy ihn dazu aufgefordert hätte. Denn sie war da, sie war im Schlafzimmer, sie lehnte sich gegen den Türrahmen und sah zu den beiden hin. Vermutlich war sie schon eine ganze Weile dort gestanden und hatte sie beim Sex beobachtet. Sie musste eingetreten sein, als er mit Mona voll in Aktion und deswegen blind wie ein Auerhahn war, denn am Anfang war sie nicht im Zimmer gewesen, da war er sich ganz sicher. Sie lächelte ihm zu und hob den Daumen zum Zeichen, dass er seine Sache gut gemacht habe. Dann sagte sie etwas zu ihrer Schwester, das ebenfalls positiv klang, denn beide lachten. Aber zu seiner Erleichterung machte Nancy keine Anstalten, sich auszuziehen und sich zu ihnen zu gesellen, stattdessen sagte sie, sie sollten sich endlich beeilen, das Essen sei längst fertig.

 

Weil es mit Mona so gut gelaufen war, sollte er sie doch öfters beglücken, verkündete Nancy als sie an ihrer Pizza kaute, aber da kam ihm erneut eine gute Idee und als er sie den Schwestern verkündete, stieß er auf großes Interesse und begeisterte Zustimmung und seine geniale Idee wurde schon beim nächsten Besuch in die Tat umgesetzt. Er hatte nicht mehr und nicht weniger vorgeschlagen, als Sex zu dritt und das hatten sie von nun an. Das Bett war breit genug und die Bereitschaft bei allen Beteiligten vorhanden. Das Vorspiel, das lange Küssen und das ausgiebige Schwanzlutschen war Monas Aufgabe, während Nancy für den eigentlichen Akt zuständig war. Er drang immer von hinten in sie ein, immer in der knienden Position, die sie so mochte, nur dass jetzt seine Hände abwechselnd mit ihren Brüsten und mit irgendetwas Fleischigem von Mona spielten. Mona blieb im Bett, nachdem ihr Part vorbei war, und fummelte weiter an ihm, an sich selbst oder an ihrer Schwester herum. Weil die Liebe jetzt viel länger dauerte, als mit Nancy allein, war Betty mit ihren Einkäufen immer schon zurückgekehrt und hatte alles angerichtet und aufgewärmt und sein Bier kaltgestellt. Alle vier freuten sich nach getaner Arbeit auf das gemeinsame Fastfood Essen. Dieser Sex zu dritt war übrigens für ihn kostenneutral, das hatte er sich ausbedungen, fünfzig Euro, mehr nicht, obwohl Nancy erst den doppelten Preis haben wollte, für jede einen Fünfziger. Er hatte sich aber stur gestellt und sie schließlich nachgegeben und mit dieser Regelung waren auch alle zufrieden. Weder Nancy noch Mona störten sich an der Anwesenheit der jeweils anderen, vielleicht war das sogar im Sinne ihrer Religion, die offensichtlich nichts gegen eine Maximierung der fleischlichen Lüste hatte und auch er hatte nur am Anfang ein bisschen Schamgefühl, weil er es mit zwei Personen zu tun hatte und das einfach nicht gewohnt war, doch insgesamt empfand er die Arbeitsteilung als sehr angenehm. Er konnte beide Schwestern und sich selbst zufriedenstellen, ohne sich viel mehr als vorher verausgaben zu müssen, denn Mona, die er eigentlich immer auf halber Strecke verließ, die quasi mit einem halben Orgasmus liegen blieb, fand das gar nicht weiter schlimm und führte das begonnene Werk mit ihren eigenen Händen zu Ende. Und wenn er es nicht schaffte, mit Nancy seinen Höhepunkt zu erreichen und noch etwas Handarbeit wünschte, übernahm Mona gerne diesen Job. Sie tat das viel lieber als ihre Schwester, und weil das nicht selten der Fall war, hatte auch sie vollen Anteil an dem flotten Dreier. Sein anfängliches ablehnendes Gefühl Mona gegenüber, wegen ihrer Fleischesfülle, ihrer Langeweile und ihrer geringen Attraktivität, hatte sich gelegt und er mochte sie nun fast genauso gern, wie ihre Schwester.

 

Nur Betty wurde immer ferngehalten. Wenn sie einmal früher mit ihren Einkäufen zurückkam, hatte sie die strikte Anweisung, in der Küche zu bleiben und das Mittagessen vorzubereiten, obwohl es meist nicht viel vorzubereiten gab. Nancy erzählte ihm einmal, dass Betty sie gebeten hatte, dem Treiben im Schlafzimmer wenigstens einmal zuschauen zu dürfen, aber Nancy hatte das strikt abgelehnt, damit die kleine Schwester gar nicht erst auf dumme Gedanken käme. Aber auf die war sie natürlich schon längst gekommen, denn die lauten Lustschreie konnten die beiden älteren Schwestern nicht unterdrücken und naiv war Betty ja auch nicht. Er war sich nicht sicher, ob er gerne einmal mit Betty Sex gehabt hätte. Einerseits war sie nicht sein Typ, denn was an Mona zu fett war, war an Betty zu mager und mit mageren Teenagern wollte er es lieber doch nicht treiben, aber andererseits reizt ja das Verbotene bekanntlich mehr, als das Erlaubte. Einmal wäre es auch fast zum Sex mit Betty gekommen. Er kam ja immer um dieselbe Uhrzeit, meistens so gegen elf, dann klingelte er, der Türöffner surrte, er stieg die Treppen hinauf und oben, an der Wohnungstür, erwartete ihn eine der Schwestern mit Küsschen auf die Wangen. Ihre Spiele zu dritt wurden nur dann auf zwei reduziert, wenn entweder Nancy oder Mona ihre Tage hatte. Dann trieb er es nur mit einer von ihnen und es kam vor, dass die unpässliche Schwester gar nicht anwesend war. So auch an diesem Tag. Betty öffnete die Tür und sagte ganz aufgeregt, „I alone, sisters come later. I wanna have sex with you. Love me please, now!” Er war über diesen direkten Angriff erstaunt, er traf ihn unvorbereitet, denn Betty war für ihn inzwischen zu einem asexuellen Wesen mutiert und die Idee, es auch mit ihr zu treiben, hatte er völlig verdrängt, auch deswegen, weil ihn die beiden anderen voll beschäftigten und voll befriedigten. Er sah Betty irritiert an und sie glaubte wohl, sie müsse ihn mehr stimulieren und sich besser verkaufen. Sie streifte ihr T-Shirt hoch und zeigte ihm ihre nackten Brüste, besser gesagt, die beiden kleinen Hügelchen mit den aufrechten Nippeln. Er starrt auf sie, blieb aber regungslos, für Betty ein Signal, noch mehr anzubieten. Sie knöpfte ihre Jeans auf und streifte sie ein Stück weit nach unten, ihr Slip in einer hellen, undefinierbaren Farbe folgte. Der Bauch war kaum vorhanden, die Oberschenkel wurden sehr weit durch eine kahle, unbehaarte Zone mit Schlitz getrennt. „Touch me, I am wet, fuck me please“, jammerte sie nun, nahm sein Hand und führte sie auf die kahle Landschaft, damit er fühlen möge, wie feucht sie sei, führte sie dann wieder nach oben zu kleinen Brüstchen mit den festen Nippeln und hoffte, er würde endlich loslegen. Aber ihm war diese Situation eher unangenehm. Wenn Betty tatsächlich noch Jungfrau war, würde es Spuren geben, deutliche Spuren und er erinnerte sich an Nancys Worte vom Eierabschneiden. Außerdem, wie sollte er sich später aus der Affäre ziehen, wenn er sich jetzt schon verausgabte, wie sollte er erklären, dass ihm nicht einmal mehr eine Erektion gelang, die doch immer zustande kam. Nein, Sex mit Betty, das ging nicht. Er erklärte es ihr und er entzog ihr seine Hand und fasste sie auch nirgends an, obwohl sie nun bat, er möge sie wenigstens ein wenig streicheln, hier oben und da unten. Er wiederholte, dass das nicht gut sei, für sie beide und sie solle sich wieder anziehen. Betty schluchzte enttäuscht, tat aber, was er sagte und versuchte auch nie wieder, ihn in irgendeiner Weise anzumachen.

 

Abgesehen von dieser etwas misslichen Episode, konnten alle vier ganz gut mit ihrem Arrangement leben und es lief auch ein paar Monate lang zu ihrer vollen Zufriedenheit. Er besuchte die Schwestern meist zwei Mal in der Woche, sie vögelten, dann aßen sie zusammen und wenn sie mit allem fertig waren, verließ er die Schwestern wieder und machte sich auf den Weg in seinen ansonsten eher erlebnisarmen, wenn nicht gar freudlosen Alltag. Mit seinen Besuchen versuchte der diesem für kurze Zeit zu entkommen, obwohl das Vergnügen natürlich nicht ganz billig war. Jeder Besuch kostete ihn 50 Euro für das Bettvergnügen und 30 Euro für das Essen und Bettys Botendienste. Aber bei diesen Ausgaben blieb es nicht. Es gab immer einen Grund für Nancy, ihn anzubetteln. Einmal sei die Mutter in Afrika schwer erkrankt und brauche Medizin, dann müsse sie unbedingt neue Unterwäsche kaufen oder neue Schuhe oder gar ein Kleid, wobei er ehrlicherweise sagen musste, dass sich die drei wirklich nicht extravagant kleideten. Eines Tages jammerte Nancy, dass sie ganz dringend ein Handy haben müsse, alle hätten ein Handy, nur sie nicht. Als sie es hatte, rief sie ihn aber nie an, sie gab ihm noch nicht einmal ihre Nummer für Notfälle. Er nahm das, wie auch viele andere Seltsamkeiten meistens klaglos hin, wenn er sich doch einmal wehrte und einen Wunsch ablehnte, gab Nancy zwar meist rasch nach, aber er konnte sicher sein, dass ihr schon bei seinem nächsten Besuch etwas Neues eingefallen war. Er nahm das alles hin, weil ihm diese Besuche nicht nur großes Vergnügen bereiteten, sondern auch sein Selbstbewusstsein stärkten, weil er sich so richtig als Mann fühlen konnte. Zudem hatte er keine anderweitige Verpflichtungen und genug Geld und Zeit, um sich dieses extravagante Hobby leisten zu können. Es gab auch niemanden in seinem Leben, vor dem er sein Tun hätte verantworten müssen oder der sich daran gestört hätte. Einerseits sehnte er sich manchmal nach einem intensiveren Kontakt, nach so etwas wie einer richtigen Freundschaft, nicht nur nach dem reinen Geschlechtsverkehr, obwohl der ganz ohne Frage die Basis ihrer Beziehung war. Aber alle Versuche, Nancy zu einem gemeinsamen Kinobesuch zu überreden oder zu einer Fahrt ins Grüne oder wenigstens einmal in einem Restaurant zu essen, lehnte sie entschieden ab. Nicht einmal in das Café wollte sie kommen, in dem sie sich an ihren ersten gemeinsamen Tagen getroffen hatten, weder allein noch mit ihren Schwestern. Er hätte Nancy auch gerne einmal zu sich eingeladen, allein oder mit Schwestern, um ihr sein Haus zu zeigen, um sie zu bekochen und um mehr Platz für ihre Spielchen zu haben, aber auch das wollte sie partout nicht. Die Schwestern hatten übrigens nicht viel zu sagen, Nancy war die Tonangebende, der Boss der Familie. So fanden ihre Treffen immer nur in der kleinen Wohnung in der Schwarzwaldstraße statt und immer nach diesem gut organisierten, inzwischen gut eingespielten Ritual. Trotz des gelegentlichen Wunsches nach mehr Nähe war er letztlich doch ganz froh, dass eine Distanz gewahrt wurde und dass es keine Überraschungen gab, die ihn nur irritiert hätten. Die Beziehung zu den afrikanischen Schwestern hatte etwas Geschäftliches an sich, wie regelmäßige Restaurantbesuche in einem Stammlokal oder wie Theaterbesuche mit einem Abo. Man zahlt und genießt und hat ansonsten keine weiteren Verpflichtungen. Und solange alle mit einem funktionierenden Zustand zufrieden sind, sollte man auch nichts daran ändern. Aber Nancy, obwohl er glaubte, sie sei zufrieden, änderte etwas und das führte schließlich zum Ende ihres angenehmen Dreiecksverhältnis.

 

Eines Tages bat ihn Nancy, mit ihr eine Reise zu machen. Sie habe Geburtstag und wünsche sich sonst nichts, nur eine kleine Reise, nur drei, vier Tage und auch nicht sehr weit weg, nur nach Lüttich. Ein paar Tage nach Lüttich mit dem Zug, weil er einmal gesagt hatte, dass er nur noch ungern weite Strecken mit dem Auto fahren möchte. Warum gerade Lüttich, fragte er verwundert. Das sei eine schöne Stadt, die sie schon immer habe kennenlernen wollen und warum nicht Lüttich, was er denn gegen Lüttich habe. Sie versprach, während der Reise ganz besonders lieb zu ihm zu sein und wenn er wolle, dürfe er sie auch küssen, sie könne genauso gut küssen wie Mona, behauptete sie, aber, wie sie schon gesagt habe, wolle sie ihre Küsse für ihren boy friend und späteren Ehemann aufbewahren. Wenn sie diese Reise zusammen machen würde, sei er für diese Zeit ihr boy friend oder sogar ihr Ehemann, wenn ihm das lieber sei, und deshalb würde sie ihn küssen und alles andere wäre natürlich auch auf der Reise so wie immer. Wenn er die Kosten für die Bahn und das Hotel und das Essen tragen würde, wolle sie auch kein weiteres Extrageld von ihm und auch kein weiteres Geburtstagsgeschenk und am Hotel könnten sie auch sparen, ein ganz einfaches sei ihr recht und essen würde sie ja auch nicht viel, das wisse er ja, auch da könnten sie sparen. Das ganze klang einigermaßen vernünftig, wenn nicht gar verlockend, und weil er Lüttich noch nicht kannte und natürlich nichts gegen die Stadt hatte, willigte er ein. Sie war glücklich, eröffnete ihm aber umgehend, dass sie schon am nächsten Tag fahren wolle, ob das ginge. Auf seine Frage, warum so schnell, wusste sie keine Antwort, murmelte nur etwas wie „better today than tomorrow, otherwise may be too late, why not soon“. Da ihn vieles an Nancy nicht mehr wunderte und ihm im Prinzip ein Termin so recht, wie ein anderer war, sagte er auch das zu. Er würde sich um die Fahrkarten kümmern, aber das reichte ihr nicht, sie bedrängte ihn, mit seinem Handy nach einem Zug zu suchen und die Fahrkarten jetzt gleich zu kaufen, das gehe doch. Sie hatte inzwischen gelernt, mit ihrem Smartphone umzugehen und machte eifrig Gebrauch von den angebotenen Diensten. Ein Hotel, meinte sie, würden sie sicher vor Ort finden, am besten eines in der Nähe des Bahnhofs. Er tat, was sie wollte und sie verabredeten sich für den nächsten Morgen am Hauptbahnhof. Sie solle pünktlich um 7.15 da sein, eine Viertelstunde, bevor der ICE in Richtung Köln abfuhr. Das versprach sie ihm hoch und heilig und sie hielt sie auch daran. Warum ihre Schwestern eigentlich nicht mitkämen, wollte er noch wissen und ob sie sich keine Sorgen mache, wenn diese allein zurückblieben. Das sei kein Problem, Mona sei ja erwachsen und würde auf Betty aufpassen und sie blieben ja nicht lange, nur drei, vier Tage und außerdem wolle sie einmal mit ihm allein sein, nur sie beide, weil ihre Schwestern ihr manchmal auf den Nerv gehen würde, er aber nie, mit ihm wolle sie endlich und gerne einmal ganz allein sein. Das sagte sie mit einem gewissen Gurren in ihrer Stimme und einem, wie er meinte, scheinheiligen Augenaufschlag.

 

Am späten Nachmittag kamen sie in Lüttich an. Er war erstaunt über den modernen Bahnhof. Er hatte gedacht, dass es irgendein dreckiger, rußiger Bau aus dem vorvorigen Jahrhundert sein würde. Vor Jahren hatte er einmal gehört, dass es der Stadt Lüttich und der ganzen Region gar nicht gut ging, weil der Bergbau und die Industrie darbten. Um so mehr war er von diesem leichten, luftigen Meisterwerk beeindruckt, in dem sie nun standen. Auch Nancy schaute sich interessiert um, ansonsten hatte sie während der ganzen Fahrt einen leicht abwesenden Eindruck gemacht und kaum ein Wort gesagt, von wegen das Glück der Zweisamkeit. Aber dieses Verhalten war ja fast normal, sie redete nur dann wie ein Wasserfall, wenn sie mit ihren Schwestern herumquatschte, mit ihm schwieg sie meistens. Aber weil sie bisher noch nie zusammen ausgegangen waren, war er sich auch jetzt nicht ganz sicher, ob ihr Schweigen normal war oder ob sie einen Grund dafür hatte. Jedenfalls hier in Lüttich war sie noch abwesender als sonst. Sie überließ es ihm völlig, ein Hotel zu suchen. Der Bahnhof war zwar neu, aber das Viertel war alt und sie fanden auch rasch ein Hotel mit drei Sternen, das nicht zu protzig und nicht zu schäbig aussah und in dem sie ein Doppelzimmer zu einem akzeptablen Preis bekamen. Nachdem sie das Zimmer bezogen hatten, bummelten sie durch die Stadt und als es begann dunkel zu werden, nötigte er Nancy, die erst nicht wollte, in ein schickes Restaurant. Sie habe versprochen, alles zu tun, was er wolle, erinnerte er sie. Es war das erste Mal, dass er mit Nancy in einem Restaurant war, sieht man von dem Café am Markt und dem Ikeaimbiß ab. Sie bestellte Spagetti mit Tomatensoße, ihr Lieblingsgericht, während er ein opulentes Dreigangmenü wählte: Austern als Vorspeise, eine gegrillte Lammkeule und Tiramisu als Nachtisch, dazu eine Flasche Bordeaux, einen sehr guten und sehr teuren Bordeaux. Nancy wollte unbedingt wissen, was das Essen gekostet habe. Er zeigte ihr die Rechnung, und als sie die Endsumme sah, war sie ziemlich böse und meinte, er hätte lieber auch Spagetti nehmen und das restliche Geld ihr geben sollen. Er lachte und sagte nur, dass sie wohl auf dieser Reise nicht schlecht wegkäme, mit ihm als Freund und zeitweisem Ehemann und da müsse sie schon zulassen, dass er auch sein volles Vergnügen habe, dabei zwinkerte er sie an, aber sie blieb beleidigt. Dann kehrten sie in das Hotel zurück und er freute sich darauf, endlich wie ein Ehemann, wie ein richtiger Geliebter, behandelt zu werden, mit allen Konsequenzen, die sie ihm versprochen hatte. Aber kaum im Hotel angekommen, sagte Nancy, dass sie noch einmal kurz weg müsse. Es sei dringend, sie müsse noch etwas Wichtiges erledigen, aber er solle sich keine Sorgen machen. Dann gurrte sie, wenn sie wieder da sei, dann bekäme er alles, was sie ihm versprochen habe, ganz sicher. Er schaute sie konsterniert und ungläubig an. Was sie jetzt, am späten Abend und in der fremden Stadt um Himmels willen machen wolle. Er könne doch mitkommen. Aber das wollte sie auf keinen Fall, nein, sie müsse allein kurz weg. Sie empfahl ihm, solange fernzusehen, denn spätestens in einer Stunde, allerspätestens in zwei, sei sie ganz sicher wieder zurück. Was sollte er tun? Nancy ging und er wartete zähneknirschend und das war nicht einfach, weil er sich ärgerte und krampfhaft überlegte, was sie denn so Dringendes in einer fremden Stadt zu erledigen habe und warum er sie nicht begleiten durfte. Nach fernsehen war ihm absolut nicht zumute. Schließlich legte er einen Zettel auf das Bett, „I am in the bar, come an see me“. In der Bar trank er ein Bier und dann noch eins und schaute alle paar Minuten auf die Uhr. Die eine Stunde war schon vorbei. Noch ein Bier, auch die zweite Stunde war vorbei. Er ging hoch in das Zimmer, in ihr Zimmer, es war leer, wie befürchtet. Der Zettel lag unberührt auf dem Bett. Wütend überlegte er, was er nun tun sollte. Sie suchen gehen? Aber wo? Sie anrufen? Er hatte inzwischen ihre Handynummer bekommen, obwohl sie diese nur ungern herausgerückt hatte, aber sein Hinweis, sie könnten vielleicht getrennt werden oder es könnte Probleme geben, hatte sie überzeugt. Nun gab es ein Problem und er würde anrufen, jetzt gleich. Doch als er sein Handy in der Hand hielt, änderte er seine Meinung. Nein, soll sie doch zum Teufel bleiben, wo sie ist. Schon im nächsten Moment machte er sich wieder Sorgen. Vielleicht war etwas passiert? Vielleicht ein Überfall oder ein Unfall? Ob er nicht lieber die Polizei anrufen sollte? Wer ist verschwunden? Ihre Geliebte? Wie heißt sie denn? Nancy und weiter? Wie lange, sagen sie, ist sie verschwunden? Seit drei Stunden? Warten Sie ab, guter Mann, wenn sie morgen nicht wieder da ist, können Sie sich wieder melden, bis dahin können wir gar nichts machen. Auf dieses Gespräch oder so ein ähnliches, konnte er gut verzichten, außerdem hätte er gar nicht gewusst, in welcher Sprache er mit der Polizei reden sollte, Deutsch konnten die bestimmt nicht. Er holte sich einen Whisky aus der Minibar und dann noch ein Bier. Schließlich ging er ins Bett, wälzte sich aber endlos herum, schlief nur kurz ein, denn die Wut und die immer noch vorhandene Sorge, hielten ihn wach. Als es an der Zeit war, ging er zum Frühstück und aß lustlos. Er sollte einfach abreisen, dachte er, dann könnte sie sehen, wo sie bliebe? Schließlich wählte er ihre Nummer.

 

Sie nahm nach dem zweiten Klingeln ab. „Nancy here“. „Where are you? What have you done, why did you leave me alone?“ „Don‘t worry, I will come in a minute“. Dann legte sie auf, ohne noch etwas zu sagen oder etwas zu erklären oder sich gar zu entschuldigen oder das anzuhören, was er noch loswerden wollte. Und tatsächlich kam sie eine gute halbe Stunde später. Er war wieder in das Zimmer hinaufgegangen. Es klopfte, obwohl sie ja einen eigenen Schlüssel hatte. Er rief, sie solle eintreten. Sie öffnete die Tür, steckte erst zaghaft den Kopf in den Raum, sah sich um, sah ihn an, lächelte ihn an, dann betrat sie das Zimmer, ließ aber die Tür halb offen. Bevor er anfangen konnte, ihr Vorwürfe zu machen, sie zu befragen, sie auszuschimpfen, sah er den Mann. Es war ein junger, dunkelhäutiger Mann, etwa in ihrem Alter, der plötzlich im Zimmer stand. Der Mann war sehr schlank und ziemlich groß und sah durchaus sympathisch aus. Seine Frisuren bestand nur aus einem großen, dichten Haarbüschel mitten auf dem Kopf, alles anderes war abrasiert, fast eine Glatze. Er trug ein verwaschenes T-Shirt und weite, olivgrüne Schlabberhosen. Der Blick, mit dem er ihn musterte, war kalt, ja sogar hasserfüllt und seine Augen verkündeten die die Botschaft, „halt bloß die Klappe, du Arsch, sonst geht es dir dreckig“, ohne dass er ein Wort sagen musste. Dafür redete Nancy, „This is my cousin“, stellte sie ihn vor, ohne jedoch seinen Namen zu nennen. Er wohne schon längere Zeit hier und habe sie dringend um diesen Besuch gebeten, weil ein paar Familienangelegenheiten geregelt werden mussten, wichtige Geschäfte, sehr wichtige, für sie, für ihn, für die ganze Familie in Afrika. Das sei der Grund gewesen, um nach Lüttich zu fahren, aber das habe sie ihm natürlich nicht sagen können, deswegen die Ausrede mit dem Geburtstagsgeschenk, die Reise als Geburtstagsgeschenk. Erst wollte er gar nichts sagen, aber dann packte ihn doch die Wut und er schimpfte los, machte ihr Vorwürfe, sprach von Verarschung. Nancy wurde nun auch wütend und der Cousin blickte ihn noch böser an und seine Körperhaltung war unmissverständlich. Was er sich einbilde, keifte Nancy, was er glaube, wer er sei. Ein alter Arsch, der junge Weiber ficken wolle, sonst nichts. Einer, der noch nicht einmal seinen Schwanz richtig hochbekäme, ein Versager auf der ganzen Linie. Das stimmte definitiv nicht, er hatte immer eine saubere Erektion gehabt, wenn er Nancy gevögelt hatte, vielleicht nicht immer einen guten Orgasmus und oft auch keinen Abgang, aber an seinem Schwanz gab es nichts zu mäkeln und mit Monas Hilfe, stand er immer wie eine Eins. Seltsam, dass ihn ausgerechnet dieser Vorwurf so ärgerte. Er solle sich doch künftig selbst ficken, fuhr Nancy zeternd fort. Sie brauche ihn nicht mehr und er solle machen, dass er wieder in seine beschissene Stadt und in sein beschissenes, langweiliges Leben zurückginge. Er hatte sie noch nie so wütend gesehen und noch nie so laut schreien gehört. Hinzu kam, dass der Cousin sie inzwischen lautstark unterstütze, da aber sein Englisch noch viel schlechter als ihres war und er vor lauter Aufregung gar nicht richtig hinhörte, verstand er absolut nichts von dem, was dieser Kerl zu sagen hatte, aber allein der Ton und die immer bedrohlichere Körperhaltung reichten aus, um ihm Angst einzujagen. Das Treffen endete damit, dass Nancy ihre Tasche nahm, die noch nicht ausgepackt war und dass beide grußlos das Zimmer verließen. Was blieb ihm übrig, als ebenfalls zu gehen und mit dem nächsten Zug in seine beschissene Stadt und in sein beschissenes Leben zurückzukehren.

 

Natürlich ging er nicht mehr in die Zweizimmerwohnung in der Schwarzwaldstraße. Auch nach einigem zeitlichen Abstand war er immer noch beleidigt. Am meiste ihn Nancys Bemerkung über sein erektiles Unvermögen gekränkt, das musste er sich bei Gott nicht bieten lassen. Aber irgendwann stellte er sich dann doch ernsthaft die Frage, ob das ganze Zerwürfnis vielleicht nur ein gewaltiges Missverständnis war. Konnte es nicht sein, dass Nancy, aus welchen Gründen auch immer, vielleicht war doch Rauschgift im Spiel, ausgeflippt war. Konnte es nicht sein, dass es wirklich ernsthafte Familienprobleme gegeben hatte, die sie aus der Fassung gebracht und sie unzurechnungsfähig gemacht hatten? Er kam zu dem Schluss, dass es an ihm war, einen Schritt auf sie zuzumachen, um wenigstens herauszufinden, was eigentlich los war. Außerdem musste er sich eingestehen, dass er die Treffen mit den Schwestern sehr vermisste, dass er seitdem unzufrieden und unbefriedigt war und sich diesen schönen Zustand wieder herbeisehnte. Da Nancy seine Telefonnummer nicht hatte, nie danach gefragt hatte und nicht einmal seinen Nachnamen kannte, hätte sie gar keine Möglichkeit gehabt, ihn anzurufen, sich vielleicht zu entschuldigen, für schönes Wetter zu sorgen, ihn um ein Treffen zu bitten, selbst wenn sie gewollt hätte. Er rang noch ein paar Tage mit sich, dann rief er sie an, bekam aber die Auskunft, dass die Nummer nicht mehr gültig sei. Nun wollte er es doch genauer wissen und fuhr in die Schwarzwaldstraße. Er klingelte, dort, wo er immer geklingelt hatte, ein Namensschild war nie vorhanden gewesen, aber das fehlte auch bei anderen Wohnungen. Nichts rührte sich. Er wartete, bis jemand aus dem Haus kam. Dann stieg er die vier Treppen hoch und horchte erst einmal an der Wohnungstür. Kein Laut. Schließlich klingelte er, dann klopfte er, keine Reaktion. Resigniert wollte er schon wieder gehen, als eine alte Frau aus der Nachbarwohnung kam. Ob sie wisse, was mit den Leuten los sei, die hier wohnten, ob sie vielleicht gar nicht mehr da seien, fragte er höflich. Die Frau sah ihn prüfend an, ja fast sogar wütend, dann legte sie los. Der Puff hier, der sei jetzt endlich geschlossen worden. Er müsse sich schon wo anders hinbemühen, um seinen perversen Lustgefühlen nachzugehen. Hier sei niemand mehr. Die drei Negerhuren hätte man an die frische Luft gesetzt. Es sei ja kein Zustand gewesen, jeden Tag dauernd diese Männer, Tag und Nacht und was für Typen, sie hätte sich kaum noch aus der Wohnung getraut, soviel Neger und Asoziale seien gekommen, Typen, denen sie nicht begegnen wolle, nicht einmal am Tag. Aber irgendwann hätte die Polizei zugeschlagen, weil sie nicht locker gelassen habe und ständig im Revier angerufen und sich beschwert habe. Sie sei denen da oben so lange auf die Nerven gegangen, bis endlich etwas passiert sei. Und dann sei alles ganz schnell gegangen. Sie hätte zugesehen, wie sie ausziehen mussten, wie sie ihre paar Sachen geschnappt hätten und ausgezogen seien und da habe sie sich richtig gefreut und ihnen noch im Nachhinein den Gottseibeiuns an den Hals gewünscht. Nachdem ihre größte Wut verpufft war, hatte sich die Frau wieder etwas beruhigt, und als er erklärte, er sei hier, weil er von der Stadtverwaltung geschickt worden sei, um nach dem Rechte zu sehen, wurde sie sogar richtig liebenswürdig. Die Verwaltung, da wisse die Rechte wohl auch nicht was die Linke mache, das hätte man ihm doch sagen müssen, dass man die drei an die frische Luft gesetzt habe, diese schwarzen Nutten. Nein, sie wisse nicht, wohin sie gebracht worden seien, wahrscheinlich in das städtische Asylheim, da müsse er schon einmal bei seinen werten Kollegen nachfragen. Dann nahm sie ihre Einkaufstasche und stieg die Treppen hinab.

 

 

Yupag Chinasky 2018

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